CHRISTTAG 2017

 

Wenn man es genau nimmt, kann man bei drei von den vier Evangelien von einer „Weihnachtsbotschaft“ sprechen. Die bekannteste ist natürlich diese schöne, volkstümliche Erzählung von Lukas, mit dem Stall, der Krippe, den Hirten. Matthäus fügt da auch noch die Erzählung von den drei Weisen hinzu. Mit diesen Erzählungen wollen sie uns die große Bedeutung von Jesus bewusst machen.

Auch Johannes will das, aber er tut es auf eine andere Art. Er schreibt seinen berühmten Prolog, sein Vorwort, in dem er ganz komprimiert seine Weihnachtsbotschaft, seine Botschaft über Gott und Jesus an uns, formuliert.

Dabei knüpft Johannes bei der Schöpfungsgeschichte an, wo gesagt wird: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Da steht nicht: „am“, sondern „im“ Anfang. „Am“ Anfang würde heißen: Irgendwann vor aller Zeiten. „Im“ Anfang heißt auf Latein „In principio“, auf Deutsch: Im Prinzip. Grundsätzlich muss man sagen: Gott hat alles erschaffen, alles ist in ihm gegründet. Und wie hat Gott das getan? „Er sprach, und es geschah.“ Sein Wort genügt. Es hat so eine Kraft, dass es tatsächlich bewirkt, was es sagt. Es hat eine schöpferische Kraft.

„Im Anfang war das Wort, es war bei Gott, es war Gott“, sagt Johannes. „Ohne das Wort, ohne Gott, ist nichts geworden.“ Dieses Wort von Gott ist nun Mensch geworden. Gott hat sein Wort in den Menschen Jesus von Nazareth sozusagen „hineingelegt“. Er hat seine Vorstellungen und seine Wünsche so in Jesus ausgesprochen, dass dieser sich damit identifiziert hat, sodass man sagen kann: Gott hat sich in Jesus geäußert, sich mitgeteilt, er hat gesprochen, sodass Jesus zum „Sprachrohr“ Gottes wurde, das Wort Gottes verkörperte, ja zum Wort Gottes wurde.

In Jesus teilt Gott sich uns mit, spricht Gott uns an, kommt er auf uns zu. Das ist Weihnachten! Gott ist „hörbar“, menschlich erfahrbar geworden. Gott hat ein menschliches Gesicht bekommen und ist uns dadurch näher gekommen. Im Reden, Handeln und im ganzen Leben von Jesus kommt der schon in der jüdischen Bibel bezeugte Gott zu Wort und Wirkung, auf eine neuartige, unübertroffene Weise. Kein Mensch hat jemals Gott gesehen. Doch Jesus, der in engster Gemeinschaft mit Gott, dem Vater lebt, hat uns gesagt und gezeigt, wer Gott ist.

Und Johannes macht weiter. Dieses Wort, Gott selbst, wirkt in Jesus wie ein Licht, das unser Leben aufhellt. Es wird uns nun klar, wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir gehen, wie wir leben sollen, damit unser Leben gelingt, damit es seine letzte Erfüllung erreicht.

All dies bietet Gott uns in Jesus an. Aber das ist nun das Drama: Die Menschen verstehen ihn nicht. Sie nehmen sein Angebot nicht an, negieren es, übersehen es. Die Menschen anerkennen ihn nicht, nehmen ihn nicht auf. Gott schenkt uns in Jesus seine Zuneigung, überschüttet uns mit seiner grenzenlosen und bedingungslosen Liebe. Aber die Menschen beantworten dieses Geschenk nicht mit Gegenliebe. Sie gehen ihrer Wege, hören nicht auf Jesus, brauchen Gott nicht.

Trotzdem gibt es Menschen, die sich durch Jesus und das Wort Gottes in ihm angesprochen und betroffen fühlen. Sie nehmen Jesus und Gott in ihrem Leben auf. Sie glauben an ihn. Deswegen betrachtet Gott sie als seine Kinder, die zu ihm gehören. Sie sind Söhne und Töchter Gottes. Und im Johannesevangelium redet Jesus dann auch über Gott als „mein Vater und euer Vater, mein Gott und euer Gott.“

Es ist immer wieder Weihnachten, wo uns diese Botschaft von Gott bewusst wird, sie unser Herz erobert, und wir danach leben.

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